
Zusslrennen

Zusslrennen in Prad am Stilfser Joch:
Ein Spektakel der Tradition und Lebensfreude
Das “Zusslrennen” in Prad am Stilfser Joch in Südtirol ist ein einzigartiges und farbenfrohes Ereignis, das jedes Jahr am Unsinnigen Donnerstag stattfindet. Diese alte Tradition hat tiefe Wurzeln in der regionalen Kultur und lockt Besucher aus der ganzen Welt an. In diesem Text werden wir einen detaillierten Blick auf das “Zusslrennen” werfen, seine Geschichte, seine Bedeutung und den Ablauf dieses bezaubernden Festes.
Datum und Veranstaltungsort
Das “Zusslrennen” findet jedes Jahr am Unsinnigen Donnerstag statt, der traditionell der Donnerstag vor dem Faschingsdienstag ist. Dieses Datum fällt normalerweise im Februar oder März, je nach dem Ostertermin. Es markiert den Höhepunkt der Faschingszeit und den Beginn des Frühlings.
Die Veranstaltung hat ihren festen Platz im malerischen Dorf Prad am Stilfser Joch, das sich im Vinschgau in der Region Südtirol, Italien, befindet. Die engen Gassen und malerischen Kulissen von Prad bieten die ideale Umgebung für dieses farbenfrohe Fest.
Die Geschichte des “Zusslrennen”
Die Ursprünge des “Zusslrennens” reichen weit zurück in die Geschichte von Prad und des Vinschgaus. Dieser Brauch entstand, um den Winter zu vertreiben und das neue Leben und die Fruchtbarkeit des Landes zu feiern. Die Tradition geht auf heidnische Rituale zurück, die im Laufe der Zeit mit christlichen Elementen verschmolzen sind.
Der Name “Zussl” leitet sich von den Zellern, den Nonnen des Klosters St. Johann in Müstair, ab. Diese Nonnen sollen den Brauch in die Region gebracht haben. Das “Zusslrennen” war ursprünglich ein Akt des Widerstands gegen die Obrigkeit und wurde oft von den Bewohnern des Vinschgaus heimlich durchgeführt.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich das “Zusslrennen” zu einem offiziellen und festlichen Ereignis, das die gesamte Gemeinschaft zusammenbringt. Heute ist es eines der bekanntesten Faschingsbräuche in Südtirol.
Der Ablauf des “Zusslrennens”
Das “Zusslrennen” ist ein farbenfrohes Spektakel, das von früh morgens bis in den Abend dauert. Der Tag beginnt mit dem Versammeln der Teilnehmer in ihren festlichen Kostümen und Masken. Die “Zussln” sind Männer, die in weiße Gewänder gekleidet sind und bunte Papierblumen tragen. Das markanteste Merkmal sind jedoch die schweren Kuhschellen, die sie um ihren Körper tragen.
Die “Zussln” bilden einen lärmenden Umzug, der von verschiedenen Figuren begleitet wird. Eine davon ist der “Schellerkönig”, der die Gruppe anführt und die Aufgabe hat, den Winter zu vertreiben. Sein imposantes Kostüm und seine lauten Schellen machen ihn zur zentralen Figur des Festes.
Ein weiteres charakteristisches Element des “Zusslrennens” sind die “Bajazzen”, die bunt gekleideten Narren, die das Publikum mit ihren Späßen und Streichen unterhalten. Sie sorgen für eine fröhliche und ausgelassene Stimmung entlang der Umzugsstrecke.
Während des Umzugs verteilen die “Zussln” Süßigkeiten und kleine Geschenke an die Zuschauer, insbesondere an die Kinder, die begeistert am Straßenrand stehen.
Am Abend versammelt sich die Festgemeinde auf dem Dorfplatz, um das “Zusslrennen” mit Musik, Tanz und festlichen Speisen zu feiern. Dieser Teil des Festes dauert oft bis in die späten Abendstunden und bietet die Gelegenheit, die regionale Küche und die Gemeinschaft zu genießen.
Die Bedeutung des “Zusslrennens”
Das “Zusslrennen” hat eine tiefe kulturelle und soziale Bedeutung für die Menschen in Prad und dem Vinschgau. Es symbolisiert den Übergang vom Winter zum Frühling, von der Dunkelheit zum Licht und von der Kälte zur Wärme. Die lärmenden Schellen der “Zussln” sollen den Winter vertreiben und das neue Leben begrüßen.
Die Figur des “Schellerkönigs” repräsentiert die Hoffnung auf eine gute Ernte und den Schutz vor Krankheiten und Unglück. Die “Bajazzen” sorgen für Fröhlichkeit und gute Laune und erinnern die Gemeinschaft daran, die Sorgen des Winters hinter sich zu lassen und das Leben zu genießen.
Die Bedeutung der Kostüme und Masken
Die Kostüme und Masken der “Zussln” sind ein wichtiger Teil des “Zusslrennens”. Die aufwendigen Gewänder und die kunstvollen Masken sind ein Ausdruck der handwerklichen Kunst und der kreativen Ausdrucksform der Teilnehmer.
Die Kuhschellen, die die “Zussln” tragen, sind nicht nur laut, sondern auch von symbolischer Bedeutung. Sie sollen den Winter vertreiben und das neue Leben ankündigen. Die Papierblumen, die sie tragen, sind ein Zeichen der Fruchtbarkeit und des Wachstums.
Die Rolle von Musik und Tanz beim Zusslrennen
Die Musik und die Tänze spielen eine zentrale Rolle im “Zusslrennen”. Traditionelle Musikgruppen begleiten den Umzug und spielen festliche Melodien, die die Stimmung des Festes unterstreichen.
Die “Zussln” führen auch traditionelle Tänze auf, die die Freude über den Beginn des Frühlings und die Aussicht auf eine gute Ernte zum Ausdruck bringen. Diese Tänze sind eine Quelle der Unterhaltung für die Zuschauer und tragen zur festlichen Atmosphäre bei.
Das “Zusslrennen” als Gemeinschaftserlebnis
Das “Zusslrennen” ist mehr als nur ein Fest, es ist ein Ausdruck der Gemeinschaft und der regionalen Identität. Die Menschen in Prad und dem Vinschgau kommen zusammen, um den Winter zu vertreiben und das neue Leben zu begrüßen.
Es ist eine Zeit des Zusammenseins, des Feierns und des Genießens der regionalen Küche. Das “Zusslrennen” stärkt die Bindungen innerhalb der Gemeinschaft und erinnert die Menschen daran, wie wichtig ihre Traditionen und Bräuche sind.
Fazit: Das “Zusslrennen” in Prad am Stilfser Joch
Das “Zusslrennen” in Prad am Stilfser Joch ist ein faszinierendes und farbenfrohes Fest, das die Menschen zusammenbringt, um den Winter zu vertreiben und das neue Leben zu begrüßen. Es ist ein Ausdruck der regionalen Kultur und Tradition, der die Freude über den Beginn des Frühlings und die Hoffnung auf eine gute Ernte zum Ausdruck bringt.
Die aufwendigen Kostüme, die lauten Schellen, die fröhlichen Tänze und die festliche Musik machen das “Zusslrennen” zu einem einzigartigen Erlebnis. Es ist eine Zeit des Feierns und des Zusammenseins, die die Menschen in Prad und dem Vinschgau seit Jahrhunderten schätzen und pflegen.

Fotos © IDM Südtirol-Alto Adige/Frieder Blickle